Orquesta típica Ricardo Malerba

Ricardo Malerba

*24.08.1905 +29.06.74

Aufnahmen:

30 in den 40ern
12 in den 50ern

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Gitana Rusa - Orlando Medina - 1942

Stil

simpler Compás, tragende, betörende Melodien

Hits

Gitana Rusa (1942, Medina)

Remambranza ( 1943, Medina) 

Wichtiger Sänger

-Orlando Medina  (1941-1945)

Einführung

Malerba bietet solide Kost, ist ein Orchester der dritten Reihe, betört aber mit seinen Superhits Gitana Rusa und Remembranza.

Bandoneonist Malerba verdiente seine ersten Meriten zunächst in Kinos der Nachbarschaft, wo er zusammen mit seinen Brüdern Alfredo (Piano) und Carlos (Geige) mit einer kleinen Combo auftrat.

Den Duft der weiten Welt und das Leben eines Bohemiens schnupperte er zwischen 1927 und 1930. Zusammen mit seinen Brüdern trat er im Orchester von Catullo Castillo, dem zeitweise auch Miguel Caló; und Roberto Maída angehörten, in Europa auf, wo sie vorwiegend durch Spanien und Portugal tourten.

In den Dreißiger Jahren leitete er schließlich ein eigenes Orchester mit Francisco Fiorentino als Sänger mit Auftritten im Cabaret Tabarís und im Radio.

La piba de los jazmines

Gabi and Gustavo Gómez – - Nürnberg - 2016

La vida de Carlos Gardel - 1939

Malerba und sein Orchester sind ab 1:11:57 zu sehen. Hugo del Carril spielt die Rolle des Carlos Gardel.

Erfolgreiche Jahre nach 1940

Es war die großartige Sängerin Libertade Lamarque, die Verlobte seines Bruders Alfredo, die ihnen 1938 einen Slot bei Radio Belgrano vermittelte, dem Malerba 20 Jahre treu blieb.

Und auch ein Auftritt im Film La Vida de Carlos Gardel (1939) förderte die Popularität des Orchesters, in dem eine Reihe großer Musiker reiften. Den Sound der Bandoneonreihe prägten Ricardo Pedevilla, der in den Fünzigern ein Orchester im Stil Di Sarlis leitete, und zeitweise Hector Varela, während Pianist Dante Smurra für die Arrangements verantwortlich war und zusammen mit Malerba dessen große Hits wie Embrujamiento, La piba de los jazmines oder Violín komponierte.

Wichtigste Stimme: Orlando Medina

Wichtigster Sänger des Orchesters ist mit Sicherheit Orlando Medina.

Er begann seine Laufbahn als zwölfjähriger, singender Kinderstar, der, wie er im Interview berichtet, mit dem jungen Bandoneonisten Troilo zusammenspielte und Gardel bei einer Benefizveranstaltung so begeisterte, dass er auf Zorzals Schoß hüpfen durfte.

Nach Engagements in kleineren Combos tauchte er ab 1938 als Sänger von Hector Varelas Orchester in die Welt der Cabarets ein. Als Varela sein Orchester 1940 D’Arienzo zur Verfügung stellte, durfte Medina zu seinem eigenen Bedauern nicht zum großen Meister mitziehen und so wechselte er zu Malerba und erlebte dort seine erfolgreichsten Jahre. Nach mittelmäßig erfolgreichen Jahren in verschiedenen Orchestern und als Solokünstler verbrachte er seinen Lebensabend als Gitarrenlehrer und Gesangstrainer in der Provinz.

Seit 1944 wirkte Antonio Maida mit im Orchester, um Medina schließlich zu ersetzten. In den Fünfzigern war Alberto Sanchez der Frontman des beliebten Tanzorchesters. Die vorhandenen Aufnahmen aus diesen Jahren sind musikalisch blaß.

Remembranza - 1943 - Medina

Daina Pezzotti Y Aoniken Quiroga - Mailand, 2017

Embrujamiento - 1943 - Medina

Rocio Lequio and Bruno Tombari – Berlin, 2014

Der Malerba-Sound

Schon in den Vierzigern wurde Malerba der D’Arienzo-Schule zugeordnet, weswegen er als Tanzorchester sehr beliebt war. Biagi bietet sich als Parallele aber noch mehr an. So findet man singende, nur auf einer Saite gespielte Geigenmelodien, Klavierfills im Stile Biagis und auch Biagis Stilmittel, die Melodielinie etwas simpel, aber gefühlvoll als einfache Tonreihe zu wiederholen, hat Malerba genauso übernommen wie die leicht stakkatohafte Betonung jedes Beats. Und auch die Textur ist, ähnlich wie bei Biagi, oft etwas dünner, wenn auch gröber. Malerbas Musikern bzw. den Arrangements fehlt die ganz große Klasse. Pianist Smurra drischt die Akkorde etwas monoton, nahezu immer gleich laut ohne Dynamik in die Tasten, und auch das Marcato der Bandoneons ist oft eintönig. Den Klavierfills fehlt das Nervöse, Vibrierende, Lebendige, wie wir es von Biagi und D'Arienzo kennen.

Der Grund, warum Malerba trotz dieser Monotonie zurecht in den Playlists landet und Tanzende schmachten lässt, sind die betörenden Melodielinien der ersten Geige, Alfredo Lattero, sowie der lieblich-gefühlvoll vorgetragene Gesang Medinas.

Malerba für Tanzende

Da die Tangos alle recht ähnlich sind, kann man sie durchaus unterschiedlich kombinieren. Und weil sie so ähnlich sind, reicht es völlig, sich auf die wenigen Hits zu beschränken.

Eine schöne romantische Tanda mit Sänger Orlando Medina:

Gitana Rusa
Mi taza de café
Embrujamiento
Remembranza

Und etwas rhythmischer:

Noches de Montmartre
Encuentro
Ninguna
Embrujamiento

Bei den Instrumentalen wie Charamusca oder Sollozos merkt man, dass ohne Stimme die Tangos doch etwas beliebig sind.

Corazón de artista

MARIA TSIATSIANI y LEANDRO PALOU Buenos Aires, 2017

Ein schöner Vals ist Corazon de Artista, der sich gut mit Valses von García kombinieren lässt.

Mariana - 1942 - Orlando Medina

Virginia Pandolfi, Jonatan Aguero

Von den vier Milongas lädt einzig Mariana (1942, Medina) wirklich zum Trippeln ein.

Gut bebildert, faktenreich und informativ setzen sich Raimund und Daniela von Tangomundo in ihrer Serie In achtzig Tangos um die Welt, die im Corona-Lockdown entstand, mit Gitana Rusa auseinander:

In 80 Tangos um die Welt - Episode 26 - Gitana rusa - Ricardo Malerba